Wer darf es noch durchführen?
Die Kryotherapie, insbesondere die Anwendung der Kryolipolyse, gewinnt bundesweit an Beliebtheit. Kein Wunder – stellt sie doch eine nicht-invasive Methode zur Fettreduktion dar. Allerdings wurden verschärfte Anforderungen für die Durchführung dieser Anwendung im kosmetischen Kontext eingeführt. Dies hat zu einer Diskussion darüber geführt, wer die Kryotherapie anbieten darf und welche Qualifikationen und Bedingungen erforderlich sind. Heute werfen wir einen Blick auf die aktuellen Richtlinien und geltenden Einschränkungen, um Klarheit darüber zu schaffen, wer befugt ist, eine Kryolipolyse-Behandlung durchzuführen.
Was versteht die Medizin unter einer Kryotherapie?
In der Medizin beschreibt der Oberbegriff „Kryotherapie“ die Anwendung von Kälte zur Behandlung verschiedener Erkrankungen oder zur Schmerzlinderung. Hierbei wird eine zielgerichtete Kältetherapie auf den Körper oder bestimmte Gewebebereiche angewendet. Die Kälte kann dabei sowohl lokal begrenzt, als auch auf den gesamten Körper ausgeweitet werden. Die generelle Kryotherapie umfasst verschiedene Methoden unter anderem Anwendungen mit Kältekammern, Eintauchen in kaltes Wasser, Kältewickel, Kryochirurgie oder die Kryolipolyse.
Die Kryotherapie kann generell in verschiedenen medizinischen Bereichen eingesetzt werden, wie z.B. in der Sportmedizin zur Behandlung von Verletzungen, in der Rheumatologie zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen, in der Dermatologie zur Entfernung von Hautläsionen oder in der Onkologie zur Therapie von Tumoren. Die gezielte Kältebehandlung soll insbesondere Entzündungen reduzieren, Schmerzen beim Patient lindern, den Stoffwechsel positiv beeinflussen und weitere therapeutische Effekte erzielen.
Was lässt sich mit der Kryotherapie/Kryolipolyse behandeln?
Die Kryotherapie und der Einsatz von Kälte in der Kryolipolyse können zu verschiedenen Zwecken verwendet werden. Eine Hauptanwendung ist die gezielte Fettreduktion. Hier stellt die Kryolipolyse eine nicht-invasive Methode dar, um hartnäckige Fettdepots an bestimmten Körperregionen zu reduzieren. Oftmals können diese Fettdepots mit einer Diät und Sport nur schwer behoben werden.
Darüber hinaus wird die Kryotherapie auch zur Schmerzlinderung eingesetzt. So kann sie bei Gelenkschmerzen, Muskelverspannungen, Arthritis oder Sportverletzungen helfen. Durch diese Ganzkörperkältetherapie oder partiellen Anwendungen sollen Entzündungen reduziert und Schmerzen gelindert werden.
Auch bei Krankheiten, die die Haut betreffen, kann die Kältetherapie verwendet werden. Hierzu zählen Akne, Warzen, sonnenbedingte Hautläsionen oder Hauttumore. Durch gezieltes Einfrieren des betroffenen Gewebes können abnormale Zellen zerstört oder entfernt werden.
Dennoch ist es wichtig zu beachten, dass die Kryotherapie bzw. die Kryolipolyse individuell angepasst und unter fachkundiger Aufsicht durchgeführt werden sollte. Daher sollte vor einer Behandlung die genaue Anwendung (wie etwa die Frage, ob eine Ganzkörperkältetherapie oder nur eine gezielte Anwendung Sinn machen) geklärt werden, um eine sichere und effektive Behandlung zu gewährleisten.
Wie gefährlich ist die Kryolipolyse?
Die Kältetherapie ist in der Regel sehr sicher – sofern sie unter Aufsicht von qualifiziertem Fachpersonal durchgeführt wird. So muss abgewägt werden, ob der Einsatz der Kältekammer und der Ganzkörper-Kältetherapie Sinn macht oder bereits die Kälteeinwirkung an bestimmten Körperstellen Sinn macht. Gerade bei Beschwerden der Gesundheit oder Vorerkrankungen können Kontraindikationen bestehen.
Obwohl die Kälteeinwirkung auf das Gewebe und den Körper als relativ sicher gilt, kann es dennoch in seltenen Fällen zu unerwünschten Reaktionen kommen. Hier stehen insbesondere Erfrierungen, Hautschäden oder Entzündungen der Haut bzw. des Körpers im Fokus. Daher ist eine sorgfältige Überwachung und Kontrolle der Kälteexposition von entscheidender Bedeutung.
Einige Menschen können zudem individuelle Risikofaktoren oder Kontraindikationen haben, die die Kryotherapie weniger geeignet machen. Dazu gehören beispielsweise bestimmte medizinische Bedingungen wie Allergien, Durchblutungsstörungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch schwangere Frauen und Patienten mit offenen Wunden oder Infektionen sowie Personen mit Empfindlichkeiten gegenüber einer Kälteanwendung sollten ebenfalls Vorsicht walten lassen.
Kryolipolyse: Unter ärztlichem Vorbehalt?
Nicht zuletzt seit der Gesetzgeber die „Verordnung zum Schutz vor schädlichen Wirkungen nichtionisierender Strahlung bei der Anwendung beim Menschen“ (NiSV) im Jahr 2020 veranlasst hat, besteht oftmals Verwirrung, wer die Kryotherapie bzw. die gezielte Kryolipolyse durchführen darf. So wird der Einsatz der Kälteanwendung durch die Kryolipolyse vom Gesetzgeber als „hautbarriereverletzendes Verfahren“ beschrieben und unterliegt mit § 5 Abs. 2 NiSV dem ärztlichen Vorbehalt. Vielmehr heißt es, dass “[…] Anwendungen, bei denen die Integrität der Epidermis als Schutzbarriere verletzt wird, die Behandlung von Gefäßveränderungen […], deren Auswirkungen nicht auf die Haut und ihre Anhangsgebilde beschränkt sind, wie die Fettgewebereduktion, nur von approbierten Ärztinnen und Ärzten mit entsprechender ärztlicher Weiterbildung oder Fortbildung durchgeführt werden [dürfen].”
Bei einer Kryolipolyse wird zwar Haut- und Fettgewebe lediglich von außen gezielt eingesogen und auf minus 11 Grad heruntergekühlt. Dennoch werden die Fettzellen, die im Inneren des Körpers liegen, durch diese Kälteeinwirkung zerstört. Im Laufe der Zeit werden dann die geschädigten Fettzellen vom Körper abgebaut und über mehrere Wochen hinweg ausgeschieden. Es finden also Gewebe- und Gefäßveränderungen unter der Haut statt.
Wir sehen also, dass die Kryolipolyse zwar auf der Haut und ohne sichtbare Hautverletzung erfolgt – dennoch ist hier ein Langzeiteffekt auf das Gewebe und den Körper erkennbar, der vor allem unter der Haut und hautgewebsübergreifend stattfindet.
Darf man die Kryolipolyse-Behandlung selbst machen?
Kryotherapie- bzw. Kryolipolyse-Geräte für zu Hause oder den Eigenbedarf gibt es nicht zu kaufen. Diverse Ratgeber im Internet empfehlen stattdessen oftmals die Kühlung von Fettdepots mittels Kühlpads oder anderen nicht kontrollierbaren Methoden. Genau hier liegt die Problematik: Bei der Verwendung von Kühlpads oder anderen nicht-kontrollierten Methoden ist keine genaue Kontrolle über die Kühlung möglich. Dies kann zu einer unkontrollierten Unterkühlung führen, die Erfrierungen und unwiederbringliche Schäden an der Haut, aber auch an Muskeln, Nerven und Blutgefäßen verursachen kann. Insofern ist hier dringend von einer selbständigen Kryolipolyse-Behandlung zu Hause abzuraten.
Die Kryotherapie: Alle Vorteile und Nachteile im Überblick
Sofern die gezielte Kältetherapie durch medizinisches und geschultes Personal durchgeführt wird, können die Vorteile zahlreich sein. So lassen sich innerhalb von kürzester Zeit Fettdepots reduzieren oder aber eine Wirkung bei Schmerzen herbeiführen. Dabei gilt es zu entscheiden, ob eine Ganzkörper-Kryotherapie zum Einsatz kommen soll oder gezielte Partien dem „Frost“ ausgesetzt werden. Der Effekt bzw. die Wirkung kann über längere Zeit bestehen bleiben und auch die Regeneration erfolgt schnell. Welche Anwendungsgebiete in Frage kommen, sollte zudem vorab stets mit dem Arzt besprochen werden.
Die Nachteile sind hingegen sehr gering. So können im Rahmen einer Kryolipolyse-Therapie leichte Taubheitsgefühle entstehen, die durch die kalten Temperaturen verursacht werden. Außerdem können Rötungen sichtbar sein, einzelne Verhärtungen des Gewebes oder eine Berührungsempfindlichkeit entstehen, die durch den Hautkontakt mit den Kälteplatten des Kryolipolysegerätes erfolgen. Diese Beschwerden lassen allerdings in der Regel schnell nach und auch farbliche Hautveränderungen sind nicht von Dauer.
Egal für welche Art der Kryotherapie Sie sich entscheiden – wichtig ist es darauf zu achten, dass dies der ärztlichen Aufsicht bzw. dem ärztlichen Vorbehalt unterliegt. Die Effekte auf den Körper können auf kurze und lange Sicht sehr vorteilhaft sein.
Quellen:
“Verordnung zum Schutz vor schädlichen Wirkungen nichtionisierender Strahlung bei der Anwendung am Menschen” Bundesministerium der Justiz. https://www.gesetze-im-internet.de/nisv/ (letzter Aufruf: 18. Juli 2023)
Paasch U. „Was Laser-Dermatologen jetzt wissen müssen“. Dtsch Dermatolog. 2021;69(5):400–13. German. doi: 10.1007/s15011-021-4584-4. Epub 2021 May 21. PMCID: PMC8106377. (letzter Aufruf: 18. Juli 2023)
„NiSV – jetzt erst recht?“. Interview mit Astrid Tomczak, München. MDM Verlag. 22. März 2023. https://www.mdmverlag.com/aktuell-derma/nisv-jetzt-erst-recht/ (letzter Aufruf: 18. Juli 2023)
Wie sieht es in benachbarten Ländern mit der Kryolipolyse aus? Darf man in der Schweiz sein Fett einfrieren lassen?
Guten Tag.
Nach meinem Wissen, sind die strengen Vorschriften nur in Deutschland.
Informieren Sie sich bitte genau bei Ihren zuständigen Behörden.
Viele Grüße aus Deutschland.
Valentina Fixel